Partitur des Singspiels Il talismano

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Signatur

Mus. Hs. Opern 503(1)

Urheber

Mainzer Nationaltheater [auftraggebende Institution]; Antonio Salieri [Komponist]; Wenzel Sukowaty [Kopistenagentur]

Datierung

1788-1790

Maße

24 cm x 32 cm, vier Bände: 113, 62, 126 und 93 Blatt

Material

Papier

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Partitur des Singspiels Il talismano

Die Partitur des Singspiels Il talismano [Der Talisman, Mus. Hs. Opern 503(1)] von Antonio Salieri in der Sammlung Aufführungsmaterialien des Mainzer Nationaltheaters

von Dr. Ann Kersting-Meuleman und Prof. Dr. Fabian Kolb

Der aus einer norditalienischen Kaufmannsfamilie stammende Antonio Salieri (17501825) erhielt die erste musikalische Ausbildung in seinem Geburtsort Legnano, in Padua und in Venedig, wurde dann von seinem Kompositionslehrer Florian Gassmann mit nach Wien genommen und in seiner Karriere sehr gefördert. 1774 erhielt er die Stelle des kaiserlichen Hofkapellmeisters und war (mit einer mehrjährigen Pause, die er in Italien verbrachte) bis 1804 als solcher tätig. Mehr als 40 musik­theatralische Werke stammen aus seiner Feder, daneben kirchenmusikalische Werke, Lieder und Kammermusik. Seine Musiktheater-Werke wurden überwiegend in Wien uraufgeführt, wegen ihres Erfolges aber in viele europäische Höfe und Metropolen übernommen.

Für das Mainzer Nationaltheater wurde 1789/90 die Partitur des Singspiels Il talismano erworben, das 1779 in Mailand, überarbeitet im Herbst 1788 in Wien, am 20.02.1790 in Mainz und am 11.04.1790 in Frankfurt erstmals aufgeführt wurde. Es ist eine Kopistenhandschrift mehrerer Schreiber mit italienischem Text, entstanden 17881790. Das Libretto stammt von Carlo Goldoni, wurde für Wien von Lorenzo Da Ponte überarbeitet und spielt im Milieu des fahrenden Volkes. Die Übersetzung wurde von Gottlieb Heinrich Schmieder angefertigt und ist über die Musiknummern in der Partitur eingetragen. Diese Partitur ist Teil der Aufführungsmaterialien des Mainzer Nationaltheaters und zugleich der in der Universitätsbibliothek aufbewahrten Frankfurter Opernsammlung.

 

Das Mainzer Nationaltheater (1788–1792) und seine Aufführungsmaterialien

In den nur vier Jahren seines Bestehens zwischen November 1788 und November 1792 entwickelte sich das Mainzer Nationaltheater rasch zu einer der führenden Opernbühnen im deutschsprachigen Raum, über dessen hervorragenden Ruf und besonderen Ensemblegeist die Zeitgenossen vielfach berichteten. Vom Mainzer Kurfürst-Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal als neue, feste Institution begründet, bespielte das Ensemble unter der Intendanz von Friedrich Karl von Dalberg nicht nur das Comödienhaus in Mainz und die Sommerresidenz in Aschaffenburg, sondern – vertraglich geregelt – jährlich von Mitte April bis Mitte Mai sowie von Ende Juni bis Ende Oktober auch die Bühne in der freien Reichsstadt Frankfurt, wo das städtische Theaterunternehmen kurz zuvor aufgelöst worden und ein Großteil des Personals inklusive des Direktors Siegfried Gotthelf Koch (eigentlich Eckhardt) nach Mainz gewechselt war.

Das Repertoire war vielfältig und ambitioniert und bot mit knapp 70 nachweisbaren verschiedenen musikalischen Produktionen an über 450 Aufführungsabenden einen repräsentativen Spiegel der Musiktheaterkultur im späten 18. Jahrhundert mit einem breiten Spektrum an Werken aus der italienischen, französischen und deutschsprachigen Operntradition; auch die ersten deutschsprachigen Aufführungen von W. A. Mozarts Don Giovanni als Don Juan (1789), Le nozze di Figaro als Die Hochzeit des Figaro (1789) und Così fan tutte als Liebe und Versuchung (1791) gehören dazu.

Aufgrund des Einmarschs der französischen Revolutionstruppen in Mainz 1792 musste das Theater inmitten seiner Blütezeit wieder aufgelöst werden. Was von den Beständen nicht bei der Beschießung und dem Brand von Mainz 1793 zerstört wurde oder verlorenging, wurde verkauft und mit dem Weggang des Personals zerstreut. Trotz der Verluste ist heute noch Aufführungsmaterial erhalten und wird zu einem großen Teil in der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt verwahrt, daneben aber u. a. auch in Bibliotheken in Augsburg, Berlin, Brüssel, Dessau, Dres­den, Hamburg, München und Neuenstein.

In Kooperation zwischen der Professur für Historische Musikwissenschaft der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt, der Universitätsbibliothek Frankfurt sowie der Zentralredaktion des Répertoire International des Sources Musicales (RISM) werden diese Bestände nun vollständig erhoben, digitalisiert und tiefenerschlossen sowie virtuell wieder zusammengeführt und als „geschlossenes“ Repertoire-Corpus präsentiert (verantwortlich: Prof. Dr. Fabian Kolb, HfMDK): Musikhandschriften / Alle Titel [1-20] (uni-frankfurt.de)

Die Frankfurter Theaterzettel aus dieser Zeit sind ebenfalls in den Digitalen Sammlungen der Universitätsbibliothek zu finden: Theateralmanache / Suche Stadttheater Frankfurt [1-10] (uni-frankfurt.de)

 

Die Theatersammlung und die Frankfurter Opernsammlung in der Universitätsbibliothek:

Theaterzettel Talisman vom 15. .Juni 1790
Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg beherbergt die größte Theatersammlung im Bereich wissenschaftliche Bibliotheken in Deutschland. Neben Büchern und Zeitschriften gehören auch besondere Publikationsformen dazu: Bühnenmanuskripte, Libretti, Theaterprogramme, Inszenierungsmappen, Plakate, Bühnenbildentwürfe, Regiebücher, außerdem Aufführungsmaterialien des Frankfurter Theaters aus rund 250 Jahren (mehr als 1000 Werke). Die ab 1780 entstandene Frankfurter Opernsammlung umfasst außer den Materialien des Mainzer Nationaltheaters (rund 20 Werke des späten 18. Jahrhunderts) Aufführungsmaterialien zu nahezu  tausend Bühnenwerken: knapp 300 Regalmeter Partituren und Stimmen, Regie- und Soufflierbücher, Libretti, Theaterzettel. Aus dem 20. Jahrhundert gehören auch Programmhefte, Szenenfotos und Figurinen dazu.

 

Dr. Ann Kersting-Meuleman ist Kuratorin der Sammlung Musik und Theater der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg. Prof. Dr. Fabian Kolb ist Professor für Historische Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt.

IMPRESSUM


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Konzept, Entwicklung und Herausgabe der Plattform

Dr. Judith Blume (heute: Koordinatorin der Sammlungen an der Goethe-Universität)
Dr. Vera Hierholzer (bis 2018; heute: Direktorin des Museums für Industriekultur in Osnabrück)
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Betreuung der Plattform

Dr. Judith Blume
Koordinatorin der Sammlungen an der Goethe-Universität
Universitätsbibliothek J.C. Senckenberg
Bockenheimer Landstraße 134-138
60325 Frankfurt/Main
Tel: 0049-(0)69-798-39197
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Programmierung

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www.winkin-verlag.de

Design

FGS Kommunikation – Steffen Grzybek, Martin Schulz GbR
www.fgs-kommunikation.de

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Entstehungskontext

Die Plattform wurde von der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen" am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften entwickelt und im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der Goethe-Universität im Jahr 2014 eröffnet. Ihr Aufbau war eng mit der Ausstellung „Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität“ verknüpft, die von Oktober 2014 bis Februar 2015 im Museum Giersch der Goethe-Universität zu sehen war. Viele der Objekterzählungen waren auch in der Ausstellung zu lesen und sind im Katalog abgedruckt worden; viele Ausstellungstexte haben wiederum den Weg in die Plattform gefunden. Ebenso wurden die auf der Plattform gezeigten Filme sowie viele der Fotografien eigens für die Ausstellung produziert.

Leitung der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen"

Dr. Judith Blume
Dr. Vera Hierholzer (bis 2018)
Dr. Lisa Regazzoni (bis 2020)

Team der Jubiläumsausstellung

Dr. Charlotte Trümpler (Projektleitung und Kuratorin; Autorenkürzel: CT)
Dr. Judith Blume (Kuratorin, Autorenkürzel: JB)
Dr. Vera Hierholzer (Kuratorin, Autorenkürzel: VH)
Dr. Lisa Regazzoni (wissenschaftliche Mitarbeit, Autorenkürzel: LR)

Fotografien

Die Fotografien wurden von den einzelnen Sammlungen oder Autoren zur Verfügung gestellt sowie von Tom Stern (Sammlungsräume und Objekte), Uwe Dettmar (Objekte) und Jürgen Lechner (Objekte) angefertigt. Die Nachweise finden Sie bei den entsprechenden Abbildungen. Sollte trotz sorgfältiger Recherche ein Rechteinhaber oder Fotograf nicht genannt sein, bitten wir um einen entsprechenden Hinweis.

Filmproduktion

Sophie Edschmidt (Regie und Schnitt)
Philipp Kehm (Kamera)
Philipp Gebbe (Musik)
Dr. Charlotte Trümpler (Idee und Beratung)


Finanzierung


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